Die Staatliche Universität Woronesh besteht als eigenständige Lehreinrichtung seit 1918 und ist mit einer der ältesten russischen Universitäten, der 1802 vom russischen Zaren Alexander 1.
1802 gegründeten Universität Jurjew (bis 1893 Derpt, seit 1919 Tartu, Estland), eng verwandt. Gegen Ende des Ersten Weltkrieges wurde der Beschluss gefasst, den Lehrbetrieb in der durch nahende Kriegshandlungen bedrohten Region einzustellen und ihn in einer im Herzen Russlands gelegenen Stadt wieder aufzunehmen. Auf das Telegramm der Jurjewer Professoren reagierten die Stadtväter Woroneshs mit der Einladung, nach Woronesh zu kommen.
So zogen im September 1918 39 Professoren, 45 Dozenten und 43 Assistenten zusammen mit etwa 800 Studenten mit einem speziellen Zug aus Jurjew nach Woronesh, das sich bereits seit mehreren Jahren um die Gründung einer Hochschule bemüht hatte.
Die erste Vorlesung fand am 12. November 1918 statt. Anfang 1919 betrug die Zahl der an der Universität Studierenden bereits 10 000. Immatrikuliert wurden alle, die den Wunsch hatten zu studieren. Viele von ihnen hatten keine Vorstellung, wie schwer das Studium an einer Universität sein kann. Während des Bürgerkrieges stand die Universität vor zahlreichen Problemen. Eine der Ursachen war der große Zustrom von Studierenden mit unterschiedlichem Kenntnis- und Leistungsstand. Erst 1923 wurden Aufnahmeprüfungen eingeführt. Im August 1920 wurde zum ersten Mal Arbeiterkindern ein Vorbereitungskurs geboten, damit sich die VertreterInnen der Arbeiterklasse auf das Studium an der Universität vorbereiten konnten.
Im Juni 1941 hatte die Universität bereits 6 Fakultäten, 40 Lehrstühle, 4 Museen, eine Bibliothek, 3 Forschungszentren und eine Druckerei. 32 habilitierte Professoren und 55 promovierte Lehrkräfte waren an der Universität tätig. An der Universität erfolgte die Lehre für 2500 Direktstudenten und 1 786 Studenten im Abendstudium.
Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges machten die herannahenden Kriegshandlungen es notwendig, die Universität nach Jelabuga in Tatarstan zu verlagern. Die Evakuation der Universität begann 1942. Im August 1943 kehrte die Universität in die Stadt zurück. Das war ein schwieriger und langwieriger Prozess, denn alle Universitätsgebäude und Studentenwohnheime waren völlig zerstört, die Bücherbestände und die Ausstattung geplündert. Die meisten Fakultäten waren vorübergehend in Lipezk, 200 Kilometer von Woronesh entfernt, untergebracht. Erst im September 1944 kehrte die Universität endgültig in die Stadt zurück. Der Unterricht wurde unter schweren Bedingungen wieder aufgenommen. Die Stadtbewohner waren in dieser Zeit aktiv an dem Wiederaufbau der Stadt tätig.
Bücherrückgabe an Russland: Mit der Feldpost nach Neu-Isenburg
Staatliche Universität Woronesh • 1997–2024